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    Das gibt Ärger
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Das gibt Ärger
    Von Björn Becher

    Wenn der Valentinstag näher rückt, dann setzt die amerikanische Kinoindustrie auf romantische Komödien. Dann ist die Zeit reif für „Ein Schatz zum Verlieben" (2008) „Er steht einfach nicht auf Dich!" (2009), „Valentinstag" (2010) oder „Meine erfundene Frau" (2011), die am Wochenende vor dem Tag der Liebenden in den vergangenen Jahren die US-Charts anführten. Der Valentinstagsfilm 2012 heißt „Das gibt Ärger" und wird in den USA sogar direkt am Fest- und Zahltag für alle Blumenverkäufer am 14. Februar gestartet, also an einem Dienstag statt wie sonst dort üblich am Freitag. Doch etwas ist in diesem Jahr anders. Denn „Das gibt Ärger" ist nicht bloß eine romantische Komödie, sondern vor allem eine Action-Komödie. Und da die Mischung aus absurd-witziger High-Speed-Action, Humor mit krachenden Onelinern und einer Prise Romantik aufgeht, ist „Das gibt Ärger" einer jener seltenen Valentinstagsfilme, die nicht in erster Linie auf ein weibliches Publikum zugeschnitten sind. Das Konzept funktioniert: Frauen und Männer können mit McGs witzigem Agenten-Actioner gleichermaßen ihren Spaß haben und so sollte es 2012 keinen Streit um den gemeinsamen Film am Valentinstag geben.

    Die CIA-Agenten FDR (Chris Pine) und Tuck (Tom Hardy) sind allerbeste Freunde, die auch jederzeit bereit wären, für den anderen eine Kugel einzufangen. Nur eins unterscheidet sie: ihr Umgang mit Frauen. Während Tuck sich nach der großen Liebe und Familie sehnt, ist FDR ein Womanizer, der jede Frau verführen kann (und will). Als eine Mission in Hongkong aus dem Ruder läuft, werden die beiden Top-Spione zum Innendienst verdonnert. Doch die langweilige Routine hat etwas Gutes, findet Tuck doch via Online-Dating Dauer-Single Lauren (Reese Witherspoon). Zu dumm, dass auch FDR Lauren kennengelernt hat. Und bevor beide erfahren, dass sie dieselbe Frau treffen, haben sie sich längst Hals über Kopf in Lauren verliebt. Die ist zwar ahnungslos, dass ihre Verehrer sich kennen, aber nach langer Durststrecke so glücklich, gleich von zwei Männern umgarnt zu werden, dass sie gar nicht daran denkt, einem der beiden den Laufpass zu geben. So werden aus den besten Freunden Rivalen, die beim Erobern der Angebeteten bald keine Hemmungen mehr kennen. Schließlich hat man die grenzenlose Macht der CIA im Rücken – perfekt, um Lauren besser kennenzulernen und dem Konkurrenten Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Doch dieser Kleinkrieg kommt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt, denn der internationale Top-Verbrecher Karl Heinrich (Til Schweiger) ist auf dem Weg nach Los Angeles. Bei dem Einsatz in Hongkong kam sein kleiner Bruder ums Leben und dafür will er sich an FDR und Tuck rächen...

    Die Erwähnung von Ex-Musikvideofilmer McG lässt bei vielen Filmfans die Alarmglocken schrillen, haben ihm doch nur wenige den unnötigen vierten Teil der „Terminator"-Reihe „Terminator: Die Erlösung" verziehen - auch wenn der Regisseur keineswegs der Alleinverantwortliche für diese Enttäuschung war. Die lässt auch allzu leicht vergessen, dass es McG mit „Drei Engel für Charlie" und „Drei Engel für Charlie - Volle Power" geschafft hat, eine gealterte, ehemalige Kultserie erfolgreich einer Frischzellenkur zu unterziehen und sie so in die Neuzeit zu befördern. Das Konzept war dabei denkbar einfach: sich niemals ernstnehmen und völlig überdrehte Actionsequenzen präsentieren, so dass die absurde Prämisse mit den Supermodel-Agentinnen in knappen, ständig wechselnden Outfits erst gar nicht hinterfragt wird. Mit „Das gibt Ärger" schlägt der Filmemacher nun in eine ähnliche Kerbe. Und dank des bisweilen etwas schematischen, aber die vielen amüsanten Einzelszenen gut unter einen Hut bringenden Drehbuchs von Simon Kinberg („Mr. and Mrs. Smith") und Timothy Dowling („Meine erfundene Frau") sowie des charismatischen Hauptdarstellertrios übertrifft er die knallbunte Serienadaption sogar.

    McG wirft das Publikum gleich mit der Eröffnungssequenz mitten hinein in die Action. Wenn die beiden Agenten sich scherzend und im Falle des Frauenhelden FDR parallel auch noch flirtend einen Shootout mit den Heinrich-Brüdern liefern, wird schnell klar, dass „Das gibt Ärger" vor allem auf amüsante Weise überdreht ist. Und bevor sich das romantisch orientierte Publikum angesichts der Over-the-Top-Action im falschen Film wähnt, wird der Fokus erst einmal zu Reese Witherspoon verschoben. Bei ihrem ersten Auftritt spielt zwar ein Flammenwerfer eine wichtige Rolle, aber die heiße Waffe dient hier nur als humorvolle Überleitung zu einer Passage, die mit der Einführung des Dauer-Singles Lauren, einer Frau, die gerade erfährt, dass ihr Ex-Freund demnächst eine tolle Frau heiraten will, an die klassische romantische Komödie erinnert. Es zeigt sich früh, dass die alten Kategorien von Jungs- und Mädchenkino in „Das gibt Ärger" wenig gelten, der Spagat zwischen den Genres gelingt bestens. Da findet dann auch die beste Actionszene des Films ganz ohne Tote auf einem Paintballfeld statt, wo Tuck Lauren zeigen will, dass er kein Weichei ist, es aber dank seiner CIA-Super-Ausbildung so übertreibt, dass er die mitspielenden Kids reihenweise niedermäht. Und „All American Girl" Reese Witherspoon tanzt im Schlabberpulli durch die Wohnung, scheint außer diesem aber nicht viel mehr zu tragen – kumpelhaft und sexy zugleich.

    Highlights in „Das gibt Ärger" sind die immer weiter ausufernden Versuche von FDR und Tuck, Lauren für sich zu gewinnen und dem Konkurrenten die Tour zu vermasseln. Da beschäftigen beide gleich ein ganzes Team von CIA-Nerds, die jede Sekunde von Laurens Leben überwachen und nutzen selbst Mittel wie ein Betäubungsgewehr, um dem anderen in die Parade zu fahren. Der Wettstreit ist dabei keineswegs ein herzloser Hahnenkampf, denn die Freundschaft zwischen Tuck und FDR ist den beiden weiterhin extrem wichtig - gerade zu Beginn wird die „Bromance" zwischen den beiden Agenten fast zelebriert. Da ist es dann nur gerecht, dass einige der komischsten Momente Lauren und ihrer besten Freundin Trish (Chelsea Handler) gehören, die sie immer wieder mit Ratschlägen versorgt. Auf Kosten der Stand-Up-Komödiantin, Cosmopolitan-Autorin und Late-Night-Talkerin Handler gehen einige richtig böse Witze und ihre Figur ist die einzige, die neben dem dominierenden Hauptdarstellertrio noch etwas Raum bekommt. Angela Bassett („Contact") als strenge CIA-Chefin und Til Schweiger („Keinohrhasen") als grimmig dreinschauender deutscher Bösewicht bleiben dagegen völlig eindimensionale Randfiguren.

    Das Feld gehört im Wesentlichen Reese Witherspoon, Tom Hardy und Chris Pine. Dass Hardy („Inception", „The Dark Knight Rises") mit seinem britischen Akzent, den breiten Oberarmen und der von Beginn an thematisierten verletzlichen Seite, zuerst der klare Sympathieträger unter den Duellanten ist, erweist sich im Fortlauf des Films als kaum problematisch. Denn auch Chris Pine („Star Trek", „Unstoppable"), der es an Charisma mit Hardy nicht aufnehmen kann, wandelt sich vom bloßen Fraueneroberer zum ernsthaft Verliebten, auch wenn diese Wandlung etwas zu plump („Titanic"-Schauen und gemeinsamer Besuch der Großmutter) bebildert wird. Und Reese Witherspoon („Walk the Line", „Natürlich blond") bleibt bei all dem Theater um sie herum nicht nur stets grundsympathisch, sondern wird mit ihren kleinen Macken zur Identifikationsfigur. Alle Protagonisten bekommen dazu immer wieder spaßige Oneliner in den Mund gelegt, wodurch auch kleinere Längen immer wieder in einen Lacher münden.

    Fazit: Zwei Superspione prügeln sich um eine Frau und das Publikum hat Spaß dabei. So einfach ist „Das gibt Ärger" zu umschreiben und das funktioniert, weil Regisseur McG und sein Autorenduo nie versuchen, daraus viel mehr zu machen. Gekonnt verbinden sie so die Genres der Action- und der romantischen Komödie zu einem extrem kurzweiligen Film.

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